Die Story

Der Weg vom Baumwoll- zum Membran-Tipi

Max Lerch berichtet:

Es ist lange her, seit unsere Tochter Seraina im Kindergarten das Thema „INDIANER“ kennen lernte. Kostüme wurden genäht und mit Zwiebelschalen eingefärbt, Kopfschmuck gebastelt usw. Die Freude war ansteckend, und als die Kinder eine Nacht im Wald verbringen wollten, war mir klar, dass sie ein Tipi brauchen. Im Indianermuseum Zürich fragte ich nach Schnittmustern und bekam einen Werkbogen. Mit einer Secondhand-Industrienähmaschine fertigte ich mein erstes Tipi aus robuster Baumwolle an, mit einem Durchmesser von drei Metern. Vom Förster bekam ich die Erlaubnis, im Tannen-Jungwuchs Bäume für die Zeltstangen zu fällen. Die Kinder erlebten eine stimmige Nacht im Wald.

Nach diesem Ereignis lagen bei uns zu Hause noch viele Meter Reststoff herum. Daraus nähte ich für mich selbst ein Tipi, diesmal mit sechs Metern Durchmesser. Anschliessend stellte ich die beiden Zelte in den Wald und lud das ganze Dorf zur Einweihung ein. Es wurde ein tolles Fest.

Es folgten zwei Wochen Dauerregen, und die Tipis fingen an zu schimmeln. In unseren Breitengraden ist das üblich, das fand ich bei meinen Recherchen heraus. Tipi-Besitzer fechten einen Dauerkampf gegen Schimmel aus – nur Chemie nützt. Die Mittel helfen zwar gegen den Befall, schwächen aber das Gewebe.

Ich stellte dann die Tipis ganzjährig auf eine Wiese am Waldrand und nutzte sie in erster Linie für mich selbst und meine Familie, hin und wieder auch für Freunde, Vereine, Übernächtler usw. Nach drei Jahren war die Baumwolle so spröde geworden, dass ich mir in den USA ein neues Tipi bestellen musste, diesmal mit acht Meter Durchmesser und einem Inliner (Innenzelt für den unteren Drittel). Auch dieses teure Original-Tipi schimmelte, verwitterte, und im dritten Winter wurde es vom Wind zerfetzt.

Ich suchte weiter nach Alternativen und entschied  mich für ein Mischgewebe aus 50 % Baumwolle und 50% Kunststoff. Dieses Tipi pflegte ich nach Anweisung mit Schimmelstopp, Javel und anderem Gift. Trotzdem hielt es nur gerade mal drei Jahre dem Wetter stand.

Jetzt war meine Geduld am Ende (…und das Portemonnaie leer). Ein Tipi kostet immerhin gut und gern Fr. 3000.- . Ich fragte meinen Freund Edi um Rat. Er wusste von einer Firma HP GASSER AG MEMBRANBAU in Lungern, die seit Jahrzehnten weltweit Erfahrung hat im Bau von Traglufthallen,  Eventzelten, Grossflächen-Überdachungen usw. Dort erkundigte sich Edi telefonisch, ob sie auch Tipis herstellen würden. Die Antwort des zuständigen Fachmannes war positiv, sie hätten zwar noch nie ein Tipi angefertigt, aber das müsste mit einem vorgefertigten Schnittmuster eigentlich möglich sein.  Also schickte ich mein Schnittmuster nach Lungern. Als in den Werkhallen das erste Membran-Tipi entstand, durfte ich dabei sein.

Anschliessend folgte ein dreijähriger Test des Prototyps. Das Tipi steht seither an einer windexponierten Stelle am Waldrand zwischen Wildensbuch und Rudolfingen im Zürcher Weinland.

Die Resultate der Testphase überzeugten in jeder Hinsicht. Heute besitze ich ein Tipi, das innen eine schöne Rauch-Patina aufweist, im Sommer kühler ist als ein Baumwoll-Tipi und regelmässig vom Regen sauber gewaschen wird. Wenn die Krähen auf den Zeltstangen sitzen (speziell in der Kirschensaison!) und „etwas fallen lassen“, kostet mich das ein Lächeln. Auch mein Portemonnaie freut sich. Es ist beruhigend für uns zu wissen, dass das Material bei normalen Bedingungen erfahrungsgemäss 10- 20 Jahre reissfest und intakt bleibt und die Herstellerfirma eine Materialgarantie von 5 Jahren gibt.